Mond-Splitter (V): Fliegende Fäkalien

Der Fäkalienbeutel (mitsamt Toilettenpapier und Bakterizid), der während der Apollo-Flügel zum Einsatz kam. (Foto: Nasa)

Der Fäkalienbeutel (mitsamt Toilettenpapier und Bakterizid), der während der Apollo-Flüge zum Einsatz kam. (Foto: Nasa)

Jetzt wird’s unappetitlich, aber da müssen wir durch. Schließlich ging es den Apollo-Astronauten genauso. Die mussten jenen Weg, den selbst der Kaiser zu Fuß zurücklegt, zwar nicht per Pedes in Angriff nehmen – die Schwerelosigkeit eröffnet da völlig neue Wege. Daran, dass sie müssen mussten, hat das allerdings auch nichts geändert. Genauso wenig wie die auf geringe Darmaktivitäten ausgelegte Nahrung oder die Medikamente, die den Verdauungstrakt ruhigstellen sollten.

Was also tun, in der Stunde der Not? Nasa-Mediziner Richard Sauer fasst es in seinem Bericht über die biomedizinschen Erkenntnisse der Apollo-Missionen wissenschaftlich trocken zusammen:

Um die Fäkalien während des Fluges einzusammeln, musste auf ein sehr einfaches System vertraut werden. Bei dem dazu benutzten Hilfsmittel handelte es sich um eine Plastiktüte, die an die Gesäßbacken geklebt wurde. Auf einer Seite war eine Ausbuchtung für einen Finger, mit dem die fäkale Substanz vom Analbereich entfernt und zum Boden des Beutel gedrückt werden musste. Nach dem Stuhlgang musste das Crewmitglied den Beutel versiegeln und so lange durchkneten, bis sich ein flüssiges Bakterizid mit den Inhalten vermischt und so die Fäkalien bis zum gewünschten Grad stabilisiert hatte.

Der versiegelte, durchsichtige Beutel wurde in eine weitere Tüte gesteckt, die möglichst klein zusammengerollt und in einem Fach verstaut werden musste. Immerhin hatte das Fach eine Lüftung für eventuell entstehende Gase und ein Mechanismus, der verhinderte, dass die Beutel sich lösten und durch das Kommandomodul schwebten.

Die Astronauten empfanden den gesamten Vorgang, der bis zu 45 Minuten dauern konnte, als äußerst demütigend. Die größte Angst aber hatten sie vor einem Druckverlust in der Kabine. Da im versiegelten Beutel Luft eingeschlossen war, wäre dieser in einem solchen Fall unweigerlich geplatzt – und die Inhalte hätten sich in der Kabine ausgebreitet.

Ein (ungebrauchtes) "Urine Transfer System (UTS)" aus den Apollo-Tagen. (Foto: Nasa)

Ein (ungebrauchtes) "Urine Transfer System (UTS)" aus den Apollo-Tagen. (Foto: Nasa)

Verglichen damit war das Urinieren fast schon ein Kinderspiel, zumal nur Männer zum Mond gelassen wurden: Die Astronauten rollten sich eine Gummimanschette über den Penis, an deren einem Ende ein Ventil montiert war. Die Manschette wurde täglich gewechselt und konnte – der Schwerelosigkeit sei Dank – im Stehen, Sitzen oder wo auch immer benutzt werden. Sie konnte an einen Plastikbehälter oder über einen langen Schlauch an ein Außenventil der Kapsel angeschlossen werden.

Der Gedanke an eine direkte Verbindung zwischen ihrem besten Stück und dem Vakuum des Weltraums soll nicht allen Astronauten behagt haben.

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